NATRUE, die International Natural and Organic Cosmetics Association, ist eine internationale gemeinnützige Vereinigung (AISBL) mit Sitz in Brüssel. NATRUE wurde 2007 von den Pionieren der Natur- und Biokosmetikbranche gegründet, darunter Weleda, WALA, Laverana, PRIMAVERA, LOGOCOS und CEP, um Natur- und Biokosmetik zum Nutzen der Verbraucher weltweit zu schützen und zu fördern. Im Jahr 2008 beschlossen die Mitglieder von NATRUE, das international gültige NATRUE-Label zu schaffen, um die Aufgabe von NATRUE zu unterstützen und Herstellern und Verbrauchern einen hohen Maßstab für natürliche und biologische Kosmetikprodukte zu bieten. Nach mehr als 10 Jahren Engagement ist NATRUE ein etablierter, internationaler Verfechter und Stimme für die politischen, regulatorischen und wissenschaftlichen Bedürfnisse des Natur- und Biokosmetiksektors. Das NATRUE-Label steht mit seinen strengen Kriterien für die Formulierung von Natur- und Biokosmetikprodukten weiterhin für hochwertige Qualität und Transparenz gegen Greenwashing. Weitere Informationen zu zertifizierten Produkten und Rohstoffen mit dem NATRUE-Label können in Echtzeit in der öffentlichen Online-Datenbank von NATRUE eingesehen werden.
Bisher gibt es keine rechtliche Definition für ein „natürliches“ oder „biologisches“ Kosmetikprodukt. In der EU gelten beide Begriffe als Ansprüche im Sinne der Kosmetikverordnung. Alle Ansprüche werden durch gemeinsame Kriterien geregelt, um sicherzustellen, dass sie überprüfbar und nicht irreführend sind. Es gibt jedoch keine verbindlichen harmonisierten Kriterien (oder Label) für Natur- und Biokosmetik.
In Ermangelung einer offiziellen Definition von „natürlichen“ und „biologischen“ Kosmetika gibt es private, freiwillige Standards, um den Verbrauchern Garantien für die Formulierung und Eigenschaften eines Kosmetikprodukts zu bieten. Der private, freiwillige und internationale NATRUE-Standard legt strenge Labelkriterien für Natur- und Biokosmetik fest, die sich in den folgenden Punkten niederschlagen:
- Ein Label für Hersteller, deren kosmetische Produkte nach einem hohen und streng kontrollierten Maßstab für Natur- und Biokosmetik auf dem Markt zertifiziert sind und
- Ein Label für Verbraucher, die sich auf das NATRUE-Siegel verlassen können, um natürliche und biologische Kosmetika zu identifizieren, die ihren Erwartungen und Anforderungen entsprechen.
Die Art der Inhaltsstoffe, die zulässigen Verarbeitungsmethoden und die Gesamtzusammensetzung der kosmetischen Produkte, die durch die NATRUE-Kriterien festgelegt sind, garantieren, dass Produkte mit dem NATRUE-Label den Angaben „natürlich“ oder „biologisch“ wirklich entsprechen. Nach den NATRUE-Label-Kriterien können kosmetische Produkte gemäß zwei Niveaus zertifiziert werden: entweder als natürlich oder als biologisch*. Der NATRUE-Standard legt fest, dass mindestens 95% der Inhaltsstoffe pflanzlichen und tierischen Ursprungs in einem kosmetischen Produkt, welches das NATRUE-Zertifizierungsniveau „biologisch“ in Anspruch nehmen möchte, aus einem zertifizierten kontrollierten ökologischen Landbau oder Wildsammlung stammen müssen.
*Gültig ab Januar 2021. Derzeit gibt es noch auf dem Markt Kosmetikprodukte, die unter einem dritten Niveau (“natürlich mit biologischem Anteil”) zertifiziert sind. Diese Produkte werden nach Ablauf ihres aktuellen Zertifikats entweder als Natur- oder Biokosmetik wieder zertifiziert.
Natur- und Biokosmetika unterliegen wie alle anderen Kosmetika strengen Sicherheitsbewertungen, die nach den gesetzlichen Regelungen (Verordnung (EG) Nr. 1223/2009) erforderlich sind, um auf den Markt gebracht werden zu können. Dies bedeutet, dass alle legale in Verkehr gebrachten Kosmetika, sowohl konventionelle als auch natürliche oder biologische kosmetische Produkte, sicher sind.
Tierversuche verstoßen gegen die NATRUE zugrunde liegenden Werte und Ethiken und sind in der Europäischen Union gesetzlich verboten. Die Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel stellt sicher, dass kein Kosmetikprodukt, welches auf den europäischen Markt gebracht wird, Tierversuchen unterlag. Der NATRUE-Standard erweitert dieses Verbot auf Drittländer außerhalb der EU. Dies bedeutet, dass die Vermarktung von NATRUE-zertifizierten Kosmetikprodukten nicht möglich ist in Ländern, wo Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind.
NATRUE-zertifizierte Produkte enthalten nur 100% natürliche, naturnahe und naturidentische Inhaltsstoffe. Mit dem NATRUE-Label zertifizierte Produkte dürfen nur mit Stoffen formuliert werden, die laut der Herkunfts- und Herstellungskriterien gemäß dem NATRUE-Standard formuliert werden. Keine Silikone, Parabene, Mineralöle, Mikrokügelchen / Mikroplastiken, synthetischen Duftstoffe oder gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sind zulässig.
Synthetische Inhaltsstoffe sind eine Art von Verbindungen, die durch chemische Synthese hergestellt werden. Dies können vollständig vom Menschen hergestellten Stoffe sein, die in der Natur nicht vorhanden sind (z. B. Dimethicone, ein übliches Silikon), oder Inhaltsstoffe, die bereits in der Natur vorhandene Stoffe reproduzieren (wie Sorbinsäure, die ein Konservierungsmittel ist). Synthetische Inhaltsstoffe können auch chemisch modifizierte natürliche Substanzen sein (z. B. Glycerin).
Das Wort „chemisch“ wird umgangssprachlich verwandt als Synonym für synthetische (vom Menschen erzeugte) Substanzen, einschließlich Petrochemikalien. Aus wissenschaftlicher Sicht sind jedoch alle Substanzen Chemikalien, aber nicht alle Chemikalien sind synthetisch (zum Beispiel ist Wasser eine natürliche Chemikalie). Natürliche Substanzen können als synthetisch angesehen werden, wenn sie einer bestimmten Anzahl chemischer Prozesse unterzogen wurden. Die Schätzung als „natürlich“ eines Inhaltsstoffs wird daher nicht nur von seiner Herkunft, sondern auch von seiner Verarbeitung bestimmt.
Natürliche Inhaltsstoffe sind solche, die direkt aus der Pflanze (Kräuterextrakte oder ätherische Öle), Tieren (z. B. Lanolin), ausgenommen Wirbeltiere, oder Mineralquellen (z. B. Meersalz) entnommen werden. Sie werden durch physikalische Prozesse oder mikrobiologische oder enzymatische Prozesse erhalten, bei denen natürliche Mikroorganismen oder Enzyme verwendet werden.
Naturnahe Inhaltsstoffe (auch allgemein als Inhaltsstoffe „natürlichen Ursprungs“ bekannt) sind solche, die aus natürlichen Inhaltsstoffen durch chemische Modifikationen gewonnen werden, die auf physiologischen Reaktionen, Reproduktion oder Verfeinerung basiert sind. Beispielsweise kann pflanzliches Glycerin durch chemische Verarbeitung von Pflanzenölen erhalten werden.
Naturidentische Inhaltsstoffe existieren in der Natur, können jedoch nicht mit angemessenem technischem Aufwand oder in ausreichender Qualität oder Reinheit daraus gewonnen werden, deswegen werden sie im Labor reproduziert. Nach den NATRUE-Kriterien sind nur bestimmte Pigmente, Mineralien und Konservierungsstoffe in naturidentischer Form zulässig. Zugelassene naturidentische und naturnahe Stoffe sind mit ihrem INCI-Namen in den Anhängen des NATRUE-Standards gelistet, welche hier heruntergeladen werden können.
Um die unterschiedlichen Qualitäten und Eigenschaften von Kosmetikprodukten zu berücksichtigen, hat NATRUE ein einzigartiges System von 13 Produktkategorien geschaffen und jeder Kategorie Mindestmengen an natürlichen Stoffen und Höchstmengen an naturnahen Stoffen zugewiesen. Auf diese Weise kann das NATRUE-Label das höchste Maß an natürlichen und biologischen Inhaltsstoffen für jede Produktkategorie unter jeder Zertifizierungsstufe (Natur- oder Biokosmetik) garantieren.
Zusätzlich zu diesem Produktklassifizierungssystem gewährleistet das NATRUE-Label eine maximale Konzentration natürlicher und biologischer Inhaltsstoffe in allen NATRUE-zertifizierten Produkten, indem bei der Berechnung des Anteils natürlicher Substanzen in einem Endprodukt das zugesetzte Wasser nicht berücksichtigt wird. Während Wasser eindeutig natürlich ist, kann das Zählen des Beitrags von Wasser bei der Berechnung der Natürlichkeit eines Produkts den natürlichen Gehalt erhöhen und die Beiträge von Pflanzen und Mineralien verdünnen, nach denen Verbraucher in Natur- und Biokosmetik besonders suchen.
Da es auf internationaler Ebene keine einheitlichen Kriterien zur Definition der Eigenschaften von Natur- und Biokosmetik gibt, ist es für Hersteller und Verbraucher schwierig zu bewerten, ob die Angaben „natürlich“ oder „biologisch“ als irreführend angesehen werden können. Das Problem bleibt, dass konventionelle und von der Natur inspirierte Produkte Ansprüche erheben können (z. B. „hergestellt mit Rosenöl“), Bilder, die Deutung von Bildmotiven und andere Formen des Marketings verwenden, welche eine begrenzte Anzahl natürlicher Inhaltsstoffe hervorheben oder auf diese aufmerksam machen können, anstatt auf das Produkt als Ganzes. Solche natürlichen Inhaltsstoffe können im Endprodukt enthalten sein, jedoch nur in sehr geringen Konzentrationen im Verhältnis zum Anteil der verwendeten nicht natürlichen Substanzen. Dieses als „Greenwashing“ bezeichnetes Phänomen zeigt sich nicht nur in der irreführenden Verwendung von Angaben wie „natürlich“ oder „biologisch“, sondern auch in Angaben wie „umweltfreundlich“, „sauber“ oder „grün“.
Das NATRUE-Label setzt sich entschieden gegen Greenwashing ein: ein Produkt darf nur das NATRUE-Label erhalten, wenn mindestens 75% (8 von 10) der Produkte derselben Marke oder Untermarke (sofern diese speziell für die Entwicklung der natürlichen und biologischen Produktlinie entwickelt wurde) mit dem NATRUE Label zertifiziert werden. Diese Regel verhindert, dass Marken ein oder zwei „Heldenprodukte“ als NATRUE-zertifizierte Kosmetik vermarkten, während der Rest der Produktlinie als konventionelle Kosmetik formuliert bleibt. Dies kann für Verbraucher irreführend sein, da sie möglicherweise glauben können, dass alle die Produkte der Marke als natürliche oder biologische Kosmetik zertifiziert sind.
Ein genetisch veränderter Organismus (GVO) ist jeder Organismus (mit Ausnahme des Menschen), bei dem das genetische Material auf eine Weise verändert wurde, die nicht auf natürliche Weise durch Paarung und / oder natürliche Rekombination auftritt. GVOs und daraus hergestellte Inhaltsstoffe sind in NATRUE-zertifizierter Natur- und Biokosmetik verboten.
Konservierungsmittel sind Substanzen, deren Verwendung ausschließlich oder hauptsächlich die Entwicklung und Vermehrung von Mikroorganismen (wie Bakterien, Pilzen oder Hefen) in einem Produkt hemmen. NATRUE erlaubt eine ausgewählte Anzahl von Konservierungsmitteln natürlichen, naturnahen und naturidentischen Ursprungs bei der Formulierung kosmetischer Produkte und verbietet die Verwendung von Konservierungsmitteln wie Triclosan, Phenoxyethanol und Parabenen.
Nanopartikel sind natürliche, zufällige oder hergestellte Materialien, die Partikel im Größenbereich von 1 nm bis 100 nm enthalten. Nanopartikel verändern die Eigenschaften von kosmetischen Produkten, wie deren Farbe, Transparenz, Löslichkeit und chemische Reaktivität. Unlösliche Nanopartikel werden hauptsächlich in kosmetischen Produkten als UV-Filter verwendet.
Alle in kosmetischen Produkten verwendeten Nanomaterialien erfordern eine gründliche Sicherheitsbewertung. NATRUE erlaubt die Verwendung von untersuchten Nano-Formen von Inhaltsstoffen, die den NATRUE-Kriterien entsprechen, beispielsweise Titandioxid und Zinkoxid. Sowohl Titandioxid als auch Zinkoxid werden durch die Bestimmungen der EU-Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 (Anhang IV) auf der Grundlage einer positiven Stellungnahme des unabhängigen Risikobewertungsgremiums der Europäischen Kommission (des Wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit (SCSS)) als sicher bewertet.
Veganismus ist eine Lebensweise für Menschen (Veganer), die sich dafür entscheiden, keine tierischen Produkte zu essen oder zu verwenden. Produkte können nach einem bestimmten Standard / einer bestimmten Definition über einen Zertifizierungsprozess von einer registrierten Stelle als vegan zertifiziert werden.
Fertige kosmetische Produkte, die nach den Kriterien des NATRUE-Labels zertifiziert sind, enthalten natürliche und biologische Inhaltsstoffe, zu denen auch tierische Inhaltsstoffe (außer toten Wirbeltieren) wie Bienenwachs, Honig, Milch usw. gehören. Obwohl NATRUE eine identische Position zu bestimmten veganen Zertifizierungsanforderungen hat (z. B. sind beide gegen Tierversuche), überschneiden sich nicht alle diese Anforderungen mit dem Umfang und der Definition von NATRUE für Natur- und Biokosmetik. Die vegane Zertifizierung ist daher keine Voraussetzung für NATRUE-zertifizierte Produkte, aber sie ist vollständig kompatibel mit der NATRUE-Zertifizierung. In der Praxis tragen daher viele NATRUE-zertifizierte Produkte, die frei von tierischen Inhaltsstoffen sind, auch ein veganes Siegel.
NATRUE stellt sicher, dass im kosmetischen Endprodukt nur natürliche Inhaltsstoffe enthalten sind, die nach den strengen Kriterien von NATRUE verarbeitet wurden. Palmöl (Kernöl) und seine Derivate sind Substanzen pflanzlichen Ursprungs und daher in NATRUE-zertifizierten Produkten zulässig. Der NATRUE-Standard enthält jedoch spezifische Anforderungen für die Verwendung von nachhaltigem und zertifiziertem Palmöl und seiner Derivate in der Formulierung von kosmetischen Produkten mit dem NATRUE-Label.
Der NATRUE-Standard legt fest, dass so wenig Verpackung wie möglich verwendet werden sollte und Produkte für mehrere Verwendungszwecke designt werden sollten. Wann immer möglich sollten alle Verpackungen recycelbar sein und erneuerbare Materialien verwenden. Die Verwendung von halogenierten Kunststoffen ist verboten.